Sonntag, 10. Februar 2013

Bururi

Hey,

ist ein bisschen her, dass ich mich gemeldet habe. Ich bin am 14.Januar nach Bururi im Sueden gefahren und arbeite seitdem hier. Ich habe leider nicht die richtigen Mittel euch alles zu zeigen und zu erklaeren doch versuche ich es mal:
Ein(e) Muso (Mutuelle Solidaire) ist eine Gruppe von Menschen, meistens einfache Leute, die sich zusammenschliessen, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. Coped begleitet, bildet, ueberwacht und hilft diesen Gruppen sich zu organisieren und generell zu "funktionieren". Die Gruppe besteht aus Menschen, die sich kennen und vertrauen, also meistens Nachbarn. Sie treffen sich meistens einmal im Monat zu einer Versammlung, waehrend der alles wichtige passiert. Es existiert eine gruene Kasse, in die monatliche Beitraege eingezahlt werden, aus der Kredite an einzelne Leute vergeben werden und in die diese Kredite mit Zinsen wieder eingezahlt werden. Ein einfaches und sehr effizientes Wirtschaftssystem, wage ich zu behaupten. Zudem gibt es eine rote Kasse, in die ebenfalls monatlich eine bestimmte Summe pro Person eingezahlt wird. Das Geld in dieser Kasse ist fuer soziale (Not) Faelle gedacht, zum Beispiel Krankheiten, Todesfaelle, aber auch Hochzeiten, Geburtstage etc. Generell bestimmen die Gruppen alles selber und Coped ist nur Begleiter. Bei Coped gibt es 4 Leute und mich nun, die am Projekt "Muso" arbeiten, 3 Supervisoren, von denen jeder fuer ein Vikariat, also eine Region, zustaendig ist. Das heisst die Supervisoren sitzen in Bururi, Rumonge und Makamba und arbeiten direkt mit den Gruppierungen in deren Gemeinden. Dann gibt es noch Schwester Goretti, die Leiterin des ganzen Projekts, bei der alle Faeden und eben auch Zahlen und Berichte zusammenlaufen. Nun kommen wir aber zu den Problemen. Die Gruppen muessen ueber ALLES Buch fuehren. Jede einzelne Aktion wird in die Buecher geschrieben, die ihr auf dem einen Bild seht. Soweit so gut, doch stimmen in den meisten Buecher die Angaben mit den Zahlen die Schwester Goretti in den Berichten vorfindet nicht ueberein, oder sie stimmen nicht mit dem Geld ueberein, dass wirklich in der Kasse ist. Da komme ich ins Spiel, ich habe bis Freitag letzte Woche naemlich die Buecher von 20 Musos hier aus der Region regelrecht "untersucht" und auseinandergenommen. Nun widme ich mich den Buechern der Region Rumonge, danach Makamba. Jede Gruppe hat meistens 5 Buecher, fuer folgendes: Kreditvergabe und Rueckerstattung plus Zinsen, Versammlungsprotokoll, Monatliche Beitraege in die "Wirtschaftskasse", Buch der "Wirtschaftskasse", Monatliche Beitraege in die "Sozialkasse" und im gleichen Buch wird alles zur "Sozialkasse" vermerkt. Ausserdem hat jedes Mitglied ein eigenes Heft ueber seine Beitraege in beide Kassen.
Da dieses System immer aufeinander aufbaut und relativ komplex ist, hat man einen europaeischen Finanzexperten mit viel Erfahrung verpflichtet, mich ;) Diese Buecher zu durchfilzen, ist sehr anstrengend und kostet viele Nerven. Es liegt an mir den Ort des Fehlers zu entdecken (Buecher oder Berichte der Supervisoren), Zeitpunkt, und wenn moeglich auch noch den Fehler an sich. Was mir aufjedenfall klar geworden ist:
Buchhaltung oder aehnliches studiere ich sicher nicht!
Danach sind es die Supervisoren und die Gruppen selber, die zusammen entscheiden, was sie tun machen und wie sie den Fehler korrigieren.


Natuerlich existiert fuer mich nicht nur die Arbeit, zur Zeit wird der Africa Cup of Nations (Afrikameisterschaften) ausgetragen und im Fernsehen uebertragen, heute Abend ist das Finale Burkina Faso gegen Nigeria. Zudem war ich zum zweiten Mal joggen, Huegel hoch, Huegel runter, "Staub fressen" ist die Devise. Bemerkenswert ist zudem, dass es hier in Bururi richtig warm werden kann, bevorzugt wenn ich meine Joggingschuhe schnuere.
Ausser ersterem gibt es hier sogar Weisse: Thibaut, ein beninischer Magier, Anna Maria, italienische Studentin, die beiden Arbeiten im Jugendzentrum von Bururi in dem ich auch gerade im Internet bin, Francesca, Italienerin, Frau von Thibaut, sie arbeitet in einer Farm in Kigyama, ein wenig entfernt von Bururi, Jenny, italienische Studentin arbeitet auch hier in Bururi, Annael, italienische Studentin, arbeitet im Handicap Zentrum in Makamba.

Vor 2 Wochen ist in Bujumbura der ganze Marché central abgebrannt, was eine grosse Tragoedie fuer das Land ist. Am Dienstag war Feiertag, vor 50 Jahren wurde der Einheitsvertrag unterschrieben und Burundi somit unabhaengig. Ein Jahr spaeter fing der Krieg an, doch das ist eine andere Geschichte.

Gruesse!